1100 Jahre Stadtgeschichte

 

Die Wurzeln
Garching wurde erstmals urkundlich erwähnt in einem um 1200 entstandenen Besitzverzeichnis des Klosters Tegernsee, in dem das Kloster Güter in verschiedenen Orten nennt, die ihm weggenommen worden seien. Die erste Garching-Chronik von Hans Stieglitz datiert dies um das Jahr 915. Der Name „Garching“ wird in dem ersten Dokument „Gouvirihhinga“ geschrieben, die bajuwarische Bezeichnung für „Besitz des Gowirich“.

Besiedelt war der Ort jedoch nachweislich schon wesentlich früher. Auf Luftbildaufnahmen konnte man Siedlungsspuren erkennen, so dass das Landesamt für Denkmalpflege bei Bauvorhaben Ausgrabungen beauftragte. In vier Grabungsaktionen zwischen 2006 und 2011 auf Baugrundstücken fanden Archäologen Siedlungsspuren, die bis in die Jungsteinzeit zurück reichen. Ende Oktober 2006 legten Archäologen auf dem Grundstück am Mühlfeldweg gegenüber dem Werner-Heisenberg-Gymnasium eine Siedlung aus dem frühen Mittelalter (6./7. Jahrhundert n. Chr.) mit mindestens acht Anwesen frei, wie sie typisch für die Bajuwaren waren. Vergleichbare Siedlungen gibt es zum Beispiel in Aschheim und Eching.

Im Dezember 2006 stießen Archäologen auf dem Grundstück östlich des LIDL-Einkaufsmarktes auf sieben Gräber von Kelten aus der frühen Mittelbronzezeit (um 1500 v. Chr.) mit sehr gut erhaltenen menschlichen Skeletten und auffällig reichen Grabbeigaben, insbesondere sogenannte Beinbergen, Spiralen aus Bronze als Teil der damaligen Frauentracht.

Im Mai bis September 2009 wurde ganz in der Nähe am Echinger Weg ein großes Gräberfeld aus der Jungsteinzeit (um 2.500 v. Chr.) freigelegt. Die Menschen, deren gut erhaltene Gebeine dort gefunden wurden, gehörten nach der typischen Form ihrer Keramikgefäße zur sogenannten Glockenbecherkultur. Somit lebten also vor 4.500 Jahren bereits Menschen auf Garchinger Flur.

Im Februar 2011 wurden auf einem Baugrundstück nördlich Watzmannring Spuren eines römischen Gasthofes, einer „villa rustica“ gefunden, mit einem Brandgrab, dessen Keramikreste aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. stammen.

Stadtteil Garching
Garching war bis in unser Jahrhundert ein reines Bauerndorf mit Gewerbebetrieben, die sich ausschließlich an den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung orientierten und deren älteste wohl die Tafernwirtschaft und die Mühle waren, die bereits im ersten Besitz- und Steuerverzeichnis des wittelsbachischen Herzoghauses 1232 aufgeführt sind. Die Verbindung mit der großen Welt ergab sich durch Lieferungen von Nahrungsmitteln an die Stadt München und durch die 1785 errichtete Fürstlich-Thurn-und-Taxissche Postlinie von München nach Regensburg mit einer Poststation, welche – mit Unterbrechungen – bis 1918 unterhalten wurde. Elektrischer Strom und eine Wasserversorgung mit einem Wasserturm gab es seit 1910 bzw. 1912, eine Molkerei seit 1928. Die Autobahn München-Nürnberg wurde 1935 gebaut und hatte eine Ausfahrt direkt ins Dorf.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann eine stürmische Siedlungsentwicklung. Damit ging ein dynamischer Wachstumsimpuls der infrastrukturellen Einrichtungen einher. Es entstanden Schulen und Kindergärten, eine weitere katholische sowie eine evangelische und eine neuapostolische Kirche sowie ein Gebetsraum der islamischen Religionsgemeinschaft. Ferner Erholungseinrichtungen sowie Sportanlagen an den Schulen, am Garchinger See und 2011 eine moderne Sporthalle an der Schleißheimer Straße. Zu den zahlreichen neuen Infrastrukturmaßnahmen gehören Arztpraxen, ein Jugendzentrum, ein Seniorenzentrum mit „Seniorentreff“, ein Haus für Betreutes Wohnen und ein Pflegeheim, Hotels und Einkaufsmöglichkeiten, die Volkshochschule. Vorbildlich, auch für andere Kommunen, waren und sind das Bürgerhaus samt Bücherei als Ort eines reichen Kulturprogramms, das neue Rathaus, die Musikschule mit einer musealen Sammlung von Volksinstrumenten vieler Völker. Als neue Ortsmitte entstand das Areal um den Bürger- und Rathausplatz. Die meisten alten Bauernhöfe und damit ein Großteil der Landwirtschaft verschwanden.

Garching wird Stadt und Universitätsstadt
Am 14. September 1990 konnte die Stadterhebung gefeiert werden. In einem Festakt konnte der damalige Erste Bürgermeister Helmut Karl vom amtierenden Bayerischen Innenminister Edmund Stoiber die Stadterhebungsurkunde in Empfang nehmen. Seit dem Jahr 1997 kann sich die junge Stadt auch mit dem Titel „Universitätsstadt“ schmücken.

Stadtteil Dirnismaning
Etwa zur gleichen Zeit wie Garching entstand auch der südlich gelegene Ortsteil Dirnismaning, der bereits in den ältesten bayerischen Landkarten verzeichnet ist. Der Name lässt auf einen Ableger des Nachbarortes Ismaning hin, das dürre Ismaning. Entlang der Münchener Straße präsentieren sich stattliche Bauernhöfe, die teilweise noch als solche betrieben werden, aber auch schon gewerblicher Nutzung dienen. Östlich der Staatsstraße 2350 schließt sich im Süden eine großflächige Hallenanlage an, die während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten für Schweinezucht gebaut wurde und heute von Handwerks-/Gewerbebetrieben sowie als Reiterhof genutzt werden.

Stadtteil Hochbrück
Auf dem Grundstock von zwei Bauernhöfen sowie industriellen und militärischen Einrichtungen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg der Wohnort Hochbrück. Der Name geht auf eine hochgewölbte Brücke zurück, die im Verlauf der Ingolstädter Landstraße über den 1689 angelegten Schleißheimer Kanal gespannt wurde. Auch hier vollzog sich im Laufe der Zeit eine bauliche Expansion. Inzwischen leben in Hochbrück ca. 2.500 Einwohner. Schule, Kirche, Kindergarten, Sportanlagen, ein Feuerwehrgerätehaus, ein Jugendhaus, ein Ortsteilzentrum und seit 2008 ein Naherholungsgebiet machen als sogenannte „weiche“ Standortfaktoren den Ortsteil Hochbrück für seine Bürgerinnen und Bürger attraktiver.

Der Name Hochbrück steht auch für ein bedeutendes Industrie- und Gewerbegebiet, dessen Keimzelle der Zweigbetrieb der Heidenheimer Firma Voith war, der seit seiner Niederlassung 1963 einer der wichtigsten Industriebetriebe ist. Zahlreiche Produktions-, Lager-, Speditions-, Handels- und Dienstleistungsfirmen haben sich hier niedergelassen. So finden sich Namen wie BMW oder Swiss Life. Zuletzt entstand mit dem Business Campus ein modernes Dienstleistungszentrum.

Im Süden ist eine Sportanlage entstanden, durch die Hochbrück und damit Garching 1972 in die Orte mit olympischen Wettbewerben eingereiht wurde: die Olympia-Schießanlage. Sie ist seitdem regelmäßig einer Stätte hochrangiger nationaler und internationaler Wettkämpfe in sämtlichen Schießsportdisziplinen.

Stadtteil Hochschul- und Forschungszentrum
Das Hochschul- und Forschungszentrum liegt im Nordosten der Garchinger Flur. Die Geburtsstunde dieses Wissenschaftsareals sind Bau und Vollendung des ersten deutschen Atom-Forschungsreaktors der Technischen Universität München (TUM) im Jahr 1957, wegen seiner Form von der Bevölkerung auch als Atom-Ei bezeichnet. Als sich 1960 das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik hinzugesellte, war ein Entwicklungsprozess zu einem der größten Forschungszentren der Welt eingeleitet, dessen Abschluss noch lange nicht absehbar ist. Höhepunkt der jüngsten Entwicklung war sicherlich die Fertigstellung der direkten U-Bahnanbindung im Jahr 2006, mit der schon jetzt eine hervorragende Infrastruktur geschaffen wurde, die Möglichkeiten für die weitere Entwicklung bietet. Weitergehende Informationen dazu finden Sie unter der Rubrik „Studieren und Forschen“.

Wappen und Fahne
Seit 1967 führt Garching ein Wappen. Es zeigt in der oberen Hälfte auf silbernem Grund des Schildes ein rotes, achtspeichiges Wagenrad, das von zwei grünen Krüppelkiefern flankiert wird. Das Wagenrad symbolisiert die Heilige Katharina, Schutzpatronin der alten Kirche. Die beiden Kiefern stehen für die lockere Bewaldung des kargen Heidelandes auf der Garchinger Schotterzunge. In der unteren Hälfte des Wappens ist in stilisierter Form das als „Atom-Ei“ bezeichnete Gebäude des ersten Atom-Forschungsreaktors dargestellt, der Keimzelle des Hochschul- und Forschungszentrums.

Seit der Stadterhebung im Jahr 1990 führt Garching auch eine Fahne, in der sich die Farben des Wappens widerspiegeln. In Längsstreifen sind die Farben Grün-Weiß – Rot aneinandergereiht. Auf den offiziellen städtischen Fahnen ist im oberen Drittel das Stadtwappen angebracht.