Hochbrück 10. Teil: Nachträge zur Nachkriegszeit nach 1945

 

Herr Otto Fellenz, der seit 1950 in Hochbrück lebt, schrieb mir freundlicherweise noch weitere Erinnerungen an die Zeit nach dem 2. Weltkrieg auf und stellte mir Fotos zur Verfügung zum Kopieren; er hat sie selbstverständlich umgehend unversehrt zurück erhalten.
Die Volksschule Hochbrück bestand, wie bereits berichtet, seit Ende 1950; seit Anfang 1951 war sie in einem neuen Anbau an Baracke 7. Bis 1955 unterrichtete Lehrer Kurbel die 8 Klassen, je 2 zusammen, in einem Raum, musste also Lernstoff für 4 Klassen vorbereiten und Aufgaben für die Klassen, die er gerade nicht unterrichtete, an die 4 Tafeln schreiben. Für Fehler, z.B. beim Diktat, erhielten die Schüler „Tatzen“, also Schläge mit dem Stock auf die flache Hand oder mit dem Geigenbogen auf den Kopf; Herr Kurbel erteilte Gesangsunterricht und spielte dazu Geige. Der Lehrer warf auch Gegenstände nach Schülern, die sich unterhielten: ein Stück Kreide, seinen Schlüsselbund, seine Pfeife (er rauchte gelegentlich im Unterricht) oder den nassen Schwamm; beklagt habe sich darüber damals niemand. Bei schönem Wetter durften die Kinder die Pause vor der Tür verbringen. Sie spielten Fangen in einer Kellerruine (das Fundament der ehemaligen Lagerküche) und holten beim Lebensmittelhändler Eckert in der Baracke gegenüber Semmeln und Brezen für 5-6 Pfennige. Es gab auch Unterricht im Freien da, wo sich heute der Ortspark befindet. Herr Fellenz hat vorgeschlagen, zum Andenken an die Leistungen des Lehrers Kurbel eine Straße nach ihm zu benennen.
Die sanitären Einrichtungen in den Baracken waren bescheiden. Für die Baracke 5, in der die Familie Fellenz wohnte, gab es nur ein Holzhäuschen außen. Wenn man in der Nacht aufs Klo ging, musste man sich anziehen und den Schlüssel, die Taschenlampe und Klopapier mitnehmen, das man aus alten Zeitungen geschnitten hatte (das war damals nicht nur in den Baracken so). Die Fäkalien gingen in eine Kiste, welche die Männer am Samstag früh leerten. Am Samstag war auch Badetag; im Clubhaus des FC Hochbrück gab es Duschen, was damals als ungewöhnlich komfortabel galt, das Duschen kostete 50 Pfennig. Der Schleißheimer Kanal war der Badestrand der Hochbrücker. Man konnte schwimmen, weil der Kanal damals noch tiefer war, und sich am Rand hinlegen, weil die Kühe von Kink und Lankes das Gras kurz hielten; die Kuhfladen wurden von den Kleingärtnern geholt.

Veröffentlicht in den Garchinger Nachrichten vom 22.02.2013